Am 16. und 17. Januar 2015 ist Études-Tableaux, das neue Orchesterwerk von Ryan Wigglesworth, in der Severance Hall in Cleveland zu hören. Mahlers 6. Sinfonie vervollständigt das Programm des Cleveland Orchestra unter der Leitung von Franz Welser-Möst, bei dem Wigglesworth als Composer in Residence tätig ist.
„Ein Akt der Interpretation“ – so beschreibt er sein neues Werk, denn es geht auf unveröffentlichtes Material von 2009 zurück. Wigglesworth entschied sich damals gegen eine Vervollständigung der Skizzen, wollte sie aber auch nicht dem Papierkorb überlassen. Überarbeitet und weiterentwickelt präsentiert er diese Fragmente nun in Études-Tableaux, dessen Abschnitte jeweils einen eigenen Charakter aufweisen. Dennoch sind die melodischen und harmonischen Ideen nicht an einen bestimmten Teil gebunden, sondern wandern – mitunter in Variationen – durch das gesamte Stück. Auch der Hauptteil des Werks besteht aus kleinen schnellen Episoden, deren Grenzen zusehends verschwimmen. Er wird eingerahmt von choralähnlichen Abschnitten, einem Klarinetten-Solo sowie Teilstücken, in denen langsame und schnelle Tempi einander gegenübergestellt werden. Trotz dieser Bandbreite an Zutaten verlor Wigglesworth das große Ganze jedoch nie aus den Augen:
Ich wollte aus diesen verschiedenen Elementen eine einzige gewölbeartige Figur formen, in der alle Abschnitte (manchmal mit Überleitung, manchmal ohne) lückenlos ineinander übergehen sollten. – Ryan Wigglesworth
Die Zusammenarbeit mit dem Cleveland Orchestra, das das neue Werk in Auftrag gegeben hat, kam dank des Young Composers Endowment Fund zustande, der bereits Jörg Widmann in der Saison 2010/2011 unterstützte. Am 6. Februar 2015 wird Études-Tableaux als Britische Erstaufführung mit dem BBC Symphony Orchestra unter Leitung von Wigglesworth im Barbican in London aufgeführt.
(12.01.2015)